Strafmaß für Urkundenfälschung
Das Wichtigste im Überblick
Strafrahmen: Urkundenfälschung nach § 267 StGB wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe geahndet, wobei die konkrete Strafe vom Einzelfall abhängt
Strafzumessung: Entscheidende Faktoren sind das Ausmaß der Täuschung, der entstandene Schaden, Vorstrafen und das Nachtatverhalten des Beschuldigten
Verfahrenseinstellung möglich: Bei Ersttätern und geringfügigen Fällen kann das Verfahren gegen Auflagen eingestellt werden – frühzeitige anwaltliche Beratung erhöht diese Chancen erheblich
Warum das Strafmaß bei Urkundenfälschung so wichtig ist
Die Urkundenfälschung gehört zu den häufigsten Delikten im deutschen Strafrecht. Ob gefälschte Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen, manipulierte Verträge oder vorgetäuschte Unterschriften – die Bandbreite möglicher Tathandlungen ist groß. Ebenso unterschiedlich fallen die strafrechtlichen Konsequenzen aus. Für Beschuldigte stellt sich unmittelbar die Frage: Welches Strafmaß droht konkret?
Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten. Das deutsche Strafrecht kennt einen weiten Strafrahmen, innerhalb dessen Gerichte die Strafe individuell festlegen. Die Spannbreite reicht von der Verfahrenseinstellung über Geldstrafen bis hin zu mehrjährigen Freiheitsstrafen. Entscheidend sind die Umstände des Einzelfalls.
Wer mit dem Vorwurf der Urkundenfälschung konfrontiert wird, sollte die Tragweite nicht unterschätzen. Eine Verurteilung führt zu einem Eintrag im Führungszeugnis, der berufliche und private Konsequenzen nach sich ziehen kann. Umso wichtiger ist es, die rechtlichen Grundlagen zu verstehen und frühzeitig die richtigen Weichen zu stellen.
Rechtliche Grundlagen: § 267 StGB und die Strafandrohung
Die Urkundenfälschung ist in § 267 Strafgesetzbuch (StGB) geregelt. Der Tatbestand erfasst drei Handlungsvarianten:
Herstellen einer unechten Urkunde: Wer eine Urkunde anfertigt, die inhaltlich von einer Person zu stammen scheint, die sie tatsächlich nicht ausgestellt hat, begeht Urkundenfälschung. Klassisches Beispiel ist die Fälschung einer Unterschrift auf einem Vertrag.
Verfälschen einer echten Urkunde: Die nachträgliche Veränderung einer echten Urkunde ist ebenfalls strafbar. Dies kann durch Radieren, Überschreiben oder das Hinzufügen von Text geschehen.
Gebrauchen einer unechten oder verfälschten Urkunde: Auch wer eine bereits gefälschte Urkunde verwendet, macht sich strafbar. Der Täter muss die Urkunde nicht selbst hergestellt haben.
In allen Fällen ist zusätzlich erforderlich, dass der Täter die Absicht hat, im Rechtsverkehr zu täuschen oder rechtlich erhebliche Tatsachen zu beweisen. Diese subjektive Komponente ist für die Strafbarkeit unverzichtbar.
Der Strafrahmen gemäß § 267 StGB:
Das Gesetz sieht als Strafe Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder Geldstrafe vor. Diese Formulierung bedeutet: Die Mindeststrafe ist eine Geldstrafe, die Höchststrafe beträgt fünf Jahre Freiheitsstrafe. Innerhalb dieses breiten Rahmens bewegt sich das Gericht bei der Strafzumessung.
Besonders schwere Fälle nach § 267 Abs. 3 StGB:
In besonders schweren Fällen erhöht sich der Strafrahmen auf Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren. Ein besonders schwerer Fall liegt laut Gesetz insbesondere vor, wenn der Täter gewerbsmäßig oder als Mitglied einer Bande handelt, die sich zur fortgesetzten Begehung von Betrug oder Urkundenfälschung verbunden hat. Auch die Herbeiführung eines Vermögensverlusts großen Ausmaßes begründet regelmäßig einen besonders schweren Fall.
Versuch und Vorbereitung:
Bereits der Versuch der Urkundenfälschung ist nach § 267 StGB strafbar. Zudem stellt § 267 StGB die Vorbereitung einer Urkundenfälschung unter Strafe, wenn jemand Vorrichtungen zur Herstellung unechter oder verfälschter Urkunden herstellt, sich verschafft oder verwahrt.
Strafzumessung: Welche Faktoren beeinflussen das konkrete Strafmaß?
Innerhalb des gesetzlichen Strafrahmens legt das Gericht die konkrete Strafe nach § 46 StGB fest. Grundlage der Strafzumessung ist die Schuld des Täters. Das Gericht berücksichtigt dabei die Umstände, die für und gegen den Täter sprechen.
Objektive Faktoren der Tat:
Die Art und Weise der Tatausführung spielt eine zentrale Rolle. War die Fälschung professionell ausgeführt? Welcher Schaden ist entstanden? Je höher der wirtschaftliche Schaden oder die Gefährdung des Rechtsverkehrs, desto strenger fällt die Strafe aus. Bei Bagatelldelikten – etwa einer gefälschten Entschuldigung für die Schule – kann das Verfahren eingestellt werden. Bei systematischem Urkundenbetrug mit erheblichen Vermögensschäden drohen dagegen mehrjährige Freiheitsstrafen.
Subjektive Faktoren beim Täter:
Das Gericht bewertet auch die persönlichen Verhältnisse und Beweggründe des Täters. War die Tat aus finanzieller Not geboren oder aus Habgier? Handelte es sich um einen Augenblicksimpuls oder um geplantes, überlegtes Vorgehen? Die Motivation beeinflusst die Strafzumessung erheblich.
Vorleben und Vorstrafen:
Ersttäter werden milder bestraft als Wiederholungstäter. Ein unbescholtenes Vorleben wirkt strafmildernd. Einschlägige Vorstrafen – insbesondere wegen Betrugs oder anderer Vermögensdelikte – verschärfen hingegen das Strafmaß deutlich.
Nachtatverhalten:
Wie verhält sich der Beschuldigte nach der Tat? Ein Geständnis, Reue und der Versuch der Schadenswiedergutmachung werden strafmildernd berücksichtigt. Wer dagegen die Tat leugnet, Spuren verwischt oder weitere Straftaten begeht, muss mit einer höheren Strafe rechnen.
Prozessverhalten:
Auch das Verhalten im Ermittlungs- und Strafverfahren fließt in die Strafzumessung ein. Ein kooperatives Auftreten und die Bereitschaft zur Aufklärung des Sachverhalts wirken sich positiv aus. Die frühzeitige Kontaktaufnahme mit einem Strafverteidiger ermöglicht es, das Verfahren von Anfang an in die richtigen Bahnen zu lenken.
Praktische Tipps für Betroffene: So reagieren Sie richtig
Wer mit dem Vorwurf der Urkundenfälschung konfrontiert wird, sollte überlegt und strategisch vorgehen. Die folgenden Empfehlungen können dabei helfen, die Situation bestmöglich zu bewältigen.
Sofort einen Strafverteidiger kontaktieren
Der wichtigste Rat: Kontaktieren Sie unverzüglich einen erfahrenen Strafverteidiger. Jede Aussage im Ermittlungsverfahren kann später gegen Sie verwendet werden. Ein Anwalt kann beurteilen, welche Strategie in Ihrem Fall die richtige ist. Ob Aussage oder Schweigen – diese Entscheidung sollte niemals ohne anwaltlichen Rat getroffen werden.
Keine voreiligen Aussagen bei Polizei oder Staatsanwaltschaft
Von Ihrem Schweigerecht Gebrauch zu machen, ist kein Schuldeingeständnis. Im Gegenteil: Vorschnelle Aussagen ohne vorherige Beratung sind einer der häufigsten Fehler im Strafverfahren. Teilen Sie der Polizei mit, dass Sie sich erst nach Rücksprache mit Ihrem Anwalt äußern werden. Dies ist Ihr gutes Recht.
Keine eigenmächtigen Kontaktaufnahmen
Kontaktieren Sie nicht eigenmächtig Geschädigte, Zeugen oder andere Beteiligte. Solche Kontaktaufnahmen können als Verdunkelungshandlungen gewertet werden und verschlimmern Ihre Situation. Ihr Anwalt kann solche Kontakte – falls sinnvoll – auf rechtssicherem Weg herstellen.
Beweise sichern und dokumentieren
Falls Sie Beweismittel besitzen, die Ihre Unschuld belegen oder Ihre Position stärken, sichern Sie diese sorgfältig. Übergeben Sie alle Unterlagen Ihrem Verteidiger, der deren rechtssichere Verwendung im Verfahren prüft.
Frühzeitige Schadenswiedergutmachung prüfen
In geeigneten Fällen kann eine frühzeitige Schadenswiedergutmachung die Situation entschärfen. Ihr Anwalt kann bewerten, ob und in welcher Form eine solche Wiedergutmachung sinnvoll ist. Eine gut verhandelte Einigung mit dem Geschädigten kann zur Verfahrenseinstellung führen.
Realistische Einschätzung der Lage einholen
Verschaffen Sie sich frühzeitig Klarheit über Ihre rechtliche Situation. Ein erfahrener Strafverteidiger kann Ihnen eine ehrliche Einschätzung der Erfolgsaussichten geben und gemeinsam mit Ihnen eine Verteidigungsstrategie entwickeln. Geschwindigkeit und Transparenz sind dabei entscheidend.
Checkliste: So bereiten Sie sich auf das Strafverfahren vor
Vor der ersten Vernehmung:
- Strafverteidiger beauftragen – keine Aussage ohne anwaltliche Beratung
- Alle relevanten Unterlagen und Dokumente sammeln
- Chronologie der Ereignisse schriftlich festhalten
- Mögliche Zeugen identifizieren
- Von Ihrem Schweigerecht Gebrauch machen, bis Strategie feststeht
Im laufenden Ermittlungsverfahren:
- Akteneinsicht durch Ihren Anwalt beantragen lassen
- Verteidigungsstrategie gemeinsam mit Anwalt entwickeln
- Keine Kontaktaufnahme zu Geschädigten oder Zeugen ohne Absprache
- Schadenswiedergutmachung prüfen und gegebenenfalls anbieten
- Alle Termine und Fristen gewissenhaft einhalten
Bei drohendem Gerichtsverfahren:
- Möglichkeiten der Verfahrenseinstellung nach § 153a StPO prüfen
- Verständigung mit Staatsanwaltschaft erwägen
- Beweismittel und Entlastungszeugen sichern
- Auf Hauptverhandlung gründlich vorbereiten
- Nachtatverhalten optimieren (Geständnis, Reue, Wiedergutmachung)
Nach Verurteilung:
- Rechtsmittel (Berufung, Revision) prüfen lassen
- Bewährungsauflagen sorgfältig einhalten
- Tilgung des Führungszeugniseintrags im Blick behalten
- Berufliche und private Konsequenzen mit Anwalt besprechen
Das Strafmaß ist keine Glückssache
Das Strafmaß bei Urkundenfälschung hängt von zahlreichen Faktoren ab. Vom geringfügigen Delikt mit Geldstrafe bis zum schweren Fall mit mehrjähriger Freiheitsstrafe ist alles möglich. Entscheidend ist die individuelle Bewertung des Einzelfalls durch das Gericht.
Drei Aspekte sollten Beschuldigte besonders beachten: Erstens ist ein frühzeitiger anwaltlicher Rat unverzichtbar. Die Weichen für den Verfahrensausgang werden oft bereits im Ermittlungsverfahren gestellt. Zweitens kommt es auf das richtige Verhalten an. Kooperation, Reue und Schadenswiedergutmachung können die Strafe erheblich reduzieren. Drittens zeigt die Rechtsprechung: Es gibt Handlungsspielräume. Eine durchdachte Verteidigungsstrategie kann den Unterschied zwischen Verurteilung und Verfahrenseinstellung ausmachen.
Wer mit dem Vorwurf der Urkundenfälschung konfrontiert ist, sollte nicht zögern. Jeder Tag zählt, und eine ehrliche Einschätzung der Lage ist der erste Schritt zur bestmöglichen Verteidigung. Ich verfüge über langjährige Erfahrung im Strafrecht. Die Kanzlei bietet diskrete Beratung, schnelle Reaktionszeiten und transparente Kommunikation. Kontaktieren Sie die Kanzlei für eine Ersteinschätzung.
Häufig gestellte Fragen
Welche Strafe droht bei erstmaliger Urkundenfälschung?
Bei Ersttätern ohne Vorstrafen kommt häufig eine Geldstrafe in Betracht, deren Höhe vom konkreten Verschulden und dem entstandenen Schaden abhängt. In Bagatellsituationen ist auch eine Verfahrenseinstellung gegen Auflagen möglich. Freiheitsstrafen werden in der Regel nur bei erheblichen Schäden oder professionellem Vorgehen verhängt. Die frühzeitige Einschaltung eines Strafverteidigers erhöht die Chancen auf eine milde Strafe erheblich.
Kann man bei Urkundenfälschung eine Bewährungsstrafe bekommen?
Ja, Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren können zur Bewährung ausgesetzt werden, wenn das Gericht eine positive Sozialprognose stellt. Voraussetzung ist, dass zu erwarten ist, dass der Verurteilte künftig keine Straftaten mehr begeht. Ein unbescholtenes Vorleben, Reue und Schadenswiedergutmachung erhöhen die Chancen auf Bewährung deutlich.
Was ist ein besonders schwerer Fall der Urkundenfälschung?
Ein besonders schwerer Fall liegt vor, wenn der Täter gewerbsmäßig handelt, Mitglied einer Bande ist oder einen Vermögensschaden großen Ausmaßes verursacht. In diesen Fällen erhöht sich der Strafrahmen.
Kommt bei Urkundenfälschung eine Verfahrenseinstellung in Betracht?
Ja, insbesondere bei geringfügigen Fällen und erstmaliger Tatbegehung kann die Staatsanwaltschaft das Verfahren nach § 153a StPO gegen Auflagen einstellen. Typische Auflagen sind Geldzahlungen an gemeinnützige Einrichtungen oder die Schadenswiedergutmachung. Eine frühzeitige Kontaktaufnahme mit einem Strafverteidiger erhöht die Erfolgsaussichten.
Muss ich bei Urkundenfälschung mit einer Gefängnisstrafe rechnen?
Eine Gefängnisstrafe ohne Bewährung wird nur in schwerwiegenden Fällen verhängt – etwa bei hohen Schäden, gewerbsmäßigem Handeln oder einschlägigen Vorstrafen. In den meisten Fällen kommen zunächst Geldstrafen oder Bewährungsstrafen in Betracht. Die konkrete Einschätzung hängt vom Einzelfall ab.
Wie wirkt sich ein Geständnis auf das Strafmaß aus?
Ein frühzeitiges Geständnis wirkt sich in der Regel strafmildernd aus, insbesondere wenn es mit echter Reue und Schadenswiedergutmachung verbunden ist. Allerdings sollte ein Geständnis niemals ohne vorherige anwaltliche Beratung abgelegt werden, da es auch prozessuale Risiken birgt.
Welche Rolle spielt der entstandene Schaden für die Strafzumessung?
Der Schaden ist ein zentraler Faktor der Strafzumessung. Je höher der wirtschaftliche oder immaterielle Schaden, desto strenger fällt die Strafe aus. Bei Bagatellschäden sind milde Strafen oder Verfahrenseinstellungen möglich, bei erheblichen Vermögensschäden drohen dagegen Freiheitsstrafen.
Kann ich gegen eine Verurteilung wegen Urkundenfälschung Rechtsmittel einlegen?
Ja, gegen Urteile des Amtsgerichts kann Berufung beim Landgericht eingelegt werden, gegen Urteile des Landgerichts ist unter bestimmten Voraussetzungen Revision möglich. Die Erfolgsaussichten sollten mit einem Strafverteidiger sorgfältig geprüft werden, da Rechtsmittel auch zu einer Strafverschärfung führen können.
Wie lange dauert ein Strafverfahren wegen Urkundenfälschung?
Die Dauer variiert erheblich und hängt von der Komplexität des Falls ab. Einfache Fälle können innerhalb weniger Monate abgeschlossen sein, komplexe Verfahren mit umfangreichen Ermittlungen können sich über Jahre erstrecken. Eine zügige Bearbeitung lässt sich durch kooperatives Verhalten und anwaltliche Unterstützung fördern.




